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Durch Konferenzen möchten wir Expert:innen, Politiker:innen und engagierte Vereine und Personen miteinander vernetzen und einen fachlichen Austausch ermöglichen.

Tagung in Nürnberg Januar 2025

„Wie wollen wir zusammenleben?
Neue Konzeptualisierungen des Mensch-Tier-Natur-Verhältnisses“

30.-31. Januar 2025, im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg

 

DONNERSTAG, 30.1. 2025

12.30 – 13.00 Uhr  Grußwort
Prof. Dr. Daniel Hess

Einführung ins Tagungsthema
PD Dr. Alexandra Böhm – Rechte der mehr-als-menschlichen Welt als Möglichkeit guten Zusammenlebens?

13.00 – 14.30 Uhr  PANEL 1
Grundlagen für ein neues Verständnis von Mensch-Tier-Natur-Beziehungen
Dr. Karsten Brensing: Wo ist der Instinkt geblieben? Kognitive Gemeinsamkeiten zwischen Mensch und Tier

Dr. Marion Mangelsdorf: Making kin – sich verwandt
machen (Posthumanistische Stimmen für einen Perspektivwechsel)

Prof. Dr. Gabriele Dürbeck: Biodiversität und anthropozäne Poetik oder: arktische Robben, engadiner Flechten und englische Pilze in der Gegenwartsliteratur

14.30 – 15.00 Uhr  PAUSE

15.00 – 16.30 Uhr  PANEL 2
„More than human rights“ – Perspektiven aus Philosophie, Recht und Politik
Prof. Dr. Tilo Wesche: Wem gehört die Natur? Über die Rechte der Natur

Dr. Carolin Raspé: Die tierliche Person – die rechtliche Umsetzung einer dritten Rechtspersönlichkeit für Tiere

Prof. Dr. Bernd Ladwig: Politische Repräsentation von Tieren und Spezies Mainstreaming: Grundzüge einer politischen Regelung von Mensch-Tier-Beziehungen

16.30 – 16.45 Uhr  PAUSE

16.45 – 17.45 Uhr  PANEL 3
Juristische Stellvertretung der mehr-als-menschlichen Welt
Dr. Philipp von Gall: Politische Repräsentation(en) der Tiere – von der Straße ins Parlament?

PD Dr. Katrin Trüstedt: Wer spricht für Gaia? Zu den Rechten der Natur und ihren Vertretungen

17.45 – 19.00 Uhr   Gemeinsames Abendessen
Café Arte im GNM, für Selbstzahler

19.00 – 21.00 Uhr   Podiumsdiskussion „Menschenrechte im Kontext planetarer Umweltkrisen?“
Mit:
Prof. Dr. Heiner Bielefeldt, Lehrstuhl für Menschenrechte und Menschenrechtspolitik, FAU;
Prof. Dr. Sandra Jasper, Lehrstuhl für Kulturgeographie & Gesellschaft-Umweltforschung, FAU;
Prof. Dr. Laura Clerico, Honorary Professor for Constitutional Comparative Law and Protection of Human Rights, FAU;
Georg Glasze, Lehrstuhl für Politische Geographie, FAU;
Prof. Dr. Patricia Wiater 

FREITAG, 31.1. 2025

9:00 – 10.00 Uhr  Rechte der Natur aus historischer und globaler Perspektive

Prof. Dr. Andreas Hetzel: Ein „Gemeingut aller Geschöpfe“: Von den „Rechten der Natur“ zum „Naturrecht“

Dr. Annette Mehlhorn: Lateinamerika und die Rechte der Natur – zwischen vielseitigem Werkzeug und
juridifizierter Hoffnung

10.00 – 10.15 Uhr  PAUSE

10.15 – 12.15 Uhr   PANEL 4
Rechte in der Praxis

Eberhart Theuer, Mag.jur.: Gewaltfreies Zusammenleben und individuelle Rechte

Prof. Dr. Markus Wild: Primateninitiative in Basel

Dr. Judith Benz-Schwarzburg: Mehr als nur leidensfähig: Was uns empathische Ratten und fürsorgliche Kühe über die Grenzen unserer Tierschutz­bemühungen sagen

Prof. Dr. Ana Dimke: Kunstpädagogische, praxisorientierte Herangehensweise an die Human/Cultural Animal Studies

12.15 – 13.30 Uhr  Pause / Gemeinsames Mittagessen

13.30 – 15.00 Uhr  PANEL 5
Multispezies-Gesellschaften

Prof. Dr. Andreas Oberprantacher: KoHabitation: für eine andere Kultur des Bauens

Prof. Dr. Jessica Ullrich: Radikale Multispezies-Utopien: Künstlerische Kohabitation und Kollaboration mit anderen Tieren

Prof. Dr. Martin Ullrich: Musicking Together: Mensch-Tier-Beziehungen in der Musik


15.00 – 16.00 Uhr    
Abschlussdiskussion
Nürnberger Thesen

Nürnberger Thesen (Entwurf)

Wie wollen wir in Zukunft zusammenleben? 

Erstellt auf dem Nürnberger Symposium am 30.-31. Januar 2025

 

Menschliche Überlegenheit und hierarchischen Denkmodelle werden zunehmend hinterfragt, stattdessen werden die Verflechtungen zwischen Lebewesen und der Natur betont. Der Schutz von Arten und Ökosystemen sollte daher Vorrang vor kurzfristigen und rein profitorientierten wirtschaftlichen Ansprüchen haben, denn ihr Verlust ist häufig irreversibel und kann unabsehbare, globale Folgen haben.  

 

Menschen und Tiere teilen grundlegende kognitive, emotionale und soziale Fähigkeiten. Diese Gemeinsamkeiten erfordern eine Neubewertung des Mensch-Tier-Verhältnisses. Tiere sind nicht bloße Ressourcen, ihre Nutzung für menschliche Zwecke ist nicht selbstverständlich. Sie muss ethisch zu rechtfertigen sein, denn sie besitzen einen Eigenwert, der in allen gesellschaftlichen und politischen Entscheidungen berücksichtigt werden muss. Gewaltpräventions- und Gewaltfreiheitskonzepte sind wesentlich für ein gelungenes Zusammenleben und sollten nicht an der Speziesgrenze aufhören. 

 

Der Mensch hat ein Recht auf einen intakten Lebensraum und auf eine nachhaltig bewirtschaftete Natur. Um die Existenzgrundlage zukünftiger Generationen zu sichern, müssen die durch Umweltverschmutzung, Lebensraumverlust, intensive Landwirtschaft und Nutztierhaltung ausgelösten globalen Probleme durch geeignete ökologisch, wirtschaftlich und politisch austarierte Anpassungsverfahren bewältigt werden. Dazu ist ein Paradigmenwechsel im Umgang mit der Natur erforderlich.  Menschliche Eingriffe in die Natur müssen daher die Bedürfnisse verschiedener Spezies und die Lebensbedingungen der Ökosysteme berücksichtigen, um eine gemeinsame und nachhaltige Zukunft zu ermöglichen.  

 

Die Erkenntnisse aus Wissenschaft, Gesellschaft und Kultur müssen integriert werden, um die Beziehungen zwischen Mensch, Tier und Natur ethisch vertretbar zu gestalten. Bildung sollte die Beziehung zu Tieren und Natur fördern, Empathie entwickeln und ein Engagement für artübergreifendes Zusammenleben stärken. Kunst und kulturelle Ausdrucksformen haben das einzigartige Potenzial, alternative Perspektiven auf Mensch-Tier-Natur-Verhältnisse aufzuzeigen und gesellschaftliches Umdenken anzustoßen.  

 

Debatten um Menschenrechte müssen um Debatten über Tierrechte und das Recht der Menschen auf eine intakte Natur erweitert werden. Die politische und juristische Repräsentation von Tieren und der Natur sind bei allen oben genannten Punkten die zentrale Grundlage für einen Wandel im Tier- und Naturschutz.  

Die Unterzeichner stellen folgende Thesen auf: 

  1. Der rechtliche Personenstatus für Tiere und natürliche Entitäten sind ein geeignetes Mittel einen Paradigmenwechsel im Umgang mit Tieren und der Natur einzuleiten.

  2. Tiere sollten eigene Rechtspersonen sein (analog zur natürlichen oder juristischen Person).

  3. Auch natürliche Entitäten sollten eigene Rechtspersonen sein (analog zur natürlichen oder juristischen Person).

  4. Die Rechte von Tieren und natürlichen Entitäten sollten von Tier- und Naturschutzorganisationen, aber auch Einzelpersonen in Prozessstandschaft durchgesetzt werden können.